Shangri-La in Yunnan: Tourismusmasche und doch Tibet

Altstadt von Shangri-la, Yunnan

Für den Zyniker gewinnt „Shangri-la“ noch vor Lijiang alle Preise, was übertriebenes Marketing angeht. Schon der Name alleine ist zu eindeutig eine Marketingmasche.

Das sollte aber nicht von einem Besuch abhalten. Shangri-la, die Stadt früher bekannt als Zhongdian, ist ein interessanter Ort, um einfach Einblick in tibetische Kultur zu gewinnen.

Warum Shangri-la anspricht

So einiges an touristischer Entwicklung hier ist durchaus fragwürdig, aber so manches spricht für einen Besuch – inklusive der Infrastruktur, welche die Dinge für den Besucher einfacher macht.

Allen voran dies: Von der Bai-Hauptstadt Dali, vorbei am Naxi-Zentrum Lijiang, kommt man in Xianggelila – Shangri-la – in distinkt tibetische Regionen von China.

Dank der Tourismusförderung, unproblematisch erreichbare tibetische Regionen.

Strassenverkehr in Shangri-la: Weisses Yak
Strassenverkehr in Shangri-la

Es gäbe interessante tibetische Gegenden in Sichuan, nicht so weit von Chengdu entfernt, wo der Himalaya anfängt, in die Höhe zu ragen.

Man könnte auch durch einen Qinghai-Besuch in eine Region, die ein Teil des tibetischen Plateaus ist.

Alles gut und schön, aber nicht so ganz einfach erreichbar.

In das eigentliche Tibet kommt man ohnehin nur mit grösseren Umständen.

Shangri-la allerdings ist eine natürliche Erweiterung der touristischen Tee-Pferde-Strasse (und war ein Teil der alten Handelsroute) und ist dadurch zunehmend besser erreichbar.

Guishan-Tempelberg
Guishan-Tempelberg

Die „Alt“Stadt von Shangri-la (Dukezong)

Die Altstadt hier ist, wie so viele derselben, grossteils rekonstruiert.

Auch hier hat ein Feuer den Grossteil der eigentlichen alten Architektur zerstört. Die neuen Bauten sind erkennbar neu und wirken etwas wie aus einem Guss, aber sind doch in lokalem Baustil gehalten. Die Architektur ist unverkennbar anders als jene anderswo – in der Stadt selbst, geschweige denn im sonstigen China.

Im Zentrum von Shangri-las Altstadt liegt der Guishan (Schildkrötenberg) Tempel.

Dukezong (eigentlich nur der Tempel auf dem Guishan) bei Nacht
Dukezong (eigentlich nur der Tempel auf dem Guishan) bei Nacht

Seine Beleuchtung bei Nacht ist recht kitschig, aber sie macht doch für schöne Eindrücke; der Tempel ist für einen Spaziergang hoch auf den Hügel und rundum schon nett.

Die gigantische Gebetsmühle, die grösste der Welt, finde ich eher abstossend; sie ist eine etwas besondere Attraktion – bei meinem Besuch war sie allerdings ohnehin abgesperrt, was auch immer die Gründe dafür waren.

Die ganze Altstadt ist für einen Bummel sehr nett; es gibt einige Museen und noch mehr Shops und Restaurants von gewissem Interesse.

Tibetische Küche etwa kann man hier sehr gut kennenlernen.

Es ist alles nicht unheimlich aufregend, aber gerade das finde ich eher attraktiv als problematisch.

Kleiner Markt mit Gemüsetöpfen davor
Kleiner Markt mit Gemüsetöpfen davor

Alt und Neu – und wieder Alt (und Neu)

Die Kontraste, die man quer durch „Shangri-la“ entdecken kann, die finde ich beachtenswert.

Einerseits ist da eben die Altstadt, die nicht wirklich alt ist. Sondern neu wiederaufgebaut, aber eben in altem Stil.

Sie ist sehr an Touristen orientiert, aber gerade dadurch findet man in ihr zum Beispiel Handwerkskunst, die ziemlich interessant ist.

Manche der Restaurants hier sind ebenso durchaus traditionell in dem Essen, das sie bieten – aber mit Speisekarten, die es chinesischen wie westlichen Touristen einfacher machen, die Speisen zu erkennen und gut zu bestellen.

Der Bauern- bzw. Lebensmittelmarkt in Shangri-la (ausserhalb der "Altstadt")
Der Bauern- bzw. Lebensmittelmarkt in Shangri-la (ausserhalb der „Altstadt“)

Andererseits ist da die neue Stadt. Sie könnte in ihrer Bausubstanz mittlerweile älter sein als die Gebäude der Altstadt, aber die Bauten hier sind kaum am lokalen Stil orientiert.

Hier findet allerdings viel mehr Alltagsleben statt, so zum Beispiel auch mit den lokalen Märkten, die mich besonders interessieren.

Dieses Mal und hier war ich besonders daran interessiert, war ich doch auf der Suche nach Eindrücken vom Chilli in diesem Teil von China.

Insbesondere ging es auf dieser Reise um die Suche nach einem mysteriösen goldenen tibetischen Chilli, eventuell auch bekannt als ein Chilli aus Nixi – und das erste davon fand ich hier in Shangri-la am Markt!

Weiter draussen im Umland gab es oft die interessanteste Modernisierung alter Häuser, die ich je in China gesehen habe: Wohl auch, weil Glas und Stahl günstig (und langlebig) geworden sind, findet man oft Glashäuser.

Nicht aber an alte Häuser angebaut oder irgendwo am Grundstück, gärtnerisch genützt. Nein, direkt über die älteren Häuser gebaut!

Ich frage mich sehr, ob das einen wirklichen Unterschied in Temperatur und Komfort machen kann, aber es waren sehr interessante „Hybriden“.

Neues Haus alten Stils im Bau
Neues Haus alten Stils im Bau

Um Shangri-la

Komfort war überhaupt etwas, worüber man hier etwas nachdachte.

Wir (ich war mit einem Kollegen unterwegs) übernachteten in einem Hostel, das ganz nett war. Im Oktober hier zu sein bedeutete allerdings, dass die Temperaturen schon etwas niedriger waren. Regelmässig hatten uns auch heftige Regenschauer überrascht.

Ich hätte die Umgebung nur zu gerne laufend ein wenig erkundet, aber ein gesundheitliches Problem liess mich lieber vorsichtig zurückstecken – obwohl (und erst recht, weil) ich hier endlich auf einer ausreichenden Seehöhe war, um auf einer Sport-/Outdooruhr den Test auf Höhen-Adaptationsniveaus auszulösen.

Es gab allerdings einen Ausflug weiter entlang der Strasse Richtung Lhasa, in die Gegend um Nixi. Der, in Fortsetzung meiner Suche nach dem goldenen tibetischen Chilli, war einfach nötig – und er brachte faszinierende Eindrücke, die blieben.

Und, in der Nähe von Shangri-la liegt das Kloster Songzanling (Ganden Sumtseling), dem ich einfach einen Besuch abstatten musste!

Mit diesem „kleinen Potala“ zeigt Shangri-la noch einmal eindrucksvoll, dass man hier wirklich einen Eindruck von Tibet erhalten kann, ohne die Hürden einer Reise nach Tibet auf sich nehmen zu müssen.

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